Schreibsel I

Ganz zu Recht, oder nicht ganz zu Unrecht, erwartet die Welt von mir nichts weiter. Das mag einerseits daran liegen, dass ich die Welt, wie sie sich mir als Welt darstellt, nicht als solche akzeptiere. Sie ist mir eine von vielen möglichen Welten, wenn ich auch zugebe, in ihr auf eine banale Weise die doch konkreteste zu sehen. Andererseits weiß die Welt mit mir nichts anzufangen, so scheint mir wenigstens. Manchmal tauchen Menschen aus dem Dunst auf und nehmen Kontakt mit mir auf, dann verschwimmen sie wieder, während ich da bleibe. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen mich nicht verstehen, meine Seins- und Lebensweise, meine Ansichten, meine Wertungen, aber meist liegt von Anfang an ein Missverständnis vor, denn ich will gar nicht verstanden werden, nicht, weil es ohnehin unmöglich ist, sondern weil es der Welt als solcher und auch meiner Welt nichts hinzufügt. Eher noch nähme Verständnis etwas fort. Also kein Verständnis. Darum geht es nicht. Es geht immer nur um Zuneigung, und wenn zwei Menschen einander zugeneigt sind, lehnen sie die Köpfe aneinander. Das vereinfacht das Zusammensein sehr, das Schauspiel des Einanderverstehens, das Menschen, die sich mögen, sich spielen. So entsteht ein angenehmes Miteinander zweier Welten, die oft verschiedener nicht sein könnten.

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Kultur in ihrer bürokratischen Erscheinungsform war mir schon immer suspekt, weil ich, die Bürokraten mögen mir das nachsehen, die dort Tätigen immer als Dienstleister für die wahren Künstler angesehen habe. Sicher, ohne die Kulturbürokraten gäbe es keine Festivals und keine Ausstellungen und so weiter, viele Künstler würden überhaupt gar nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken, gäbe es die Arbeiter in Verlagen und Redaktionen nicht. Also alles in bester Ordnung. Einerseits. Andererseits ist eine Eventisierung des Kulturellen nicht mit allen Künsten so ohne weiteres vereinbar, aber was gemacht wird und Publikum findet, wird eben gemacht und findet Publikum, so einfach ist das gemeinhin. Meine persönlichen Events finden eher mittels eines guten Romans beim Lesen statt, durch die Nähe zum gemeinhin Unveräußerlichen, zum Autor selbst und dessen Gedankenwelt, über alle Grenzen und Zeiten hinweg. Also lese ich. Das Lesen ist mir zum Glück nie versaut worden durch schlechten Deutschunterricht, während mir zum Beispiel alles Naturwissenschaftliche durchaus versaut wurde durch schlechte Lehrer, die als 68er kein Interesse am Schüler, wohl aber am Wohlstand hatten – so war sie halt, viele erinnern sich bestens, die Kultur der ehemaligen BRD. Kein Wunder eigentlich, dass meine Generation so viele so oberflächliche Karrieristen hervorgebracht hat, die sich in ihrer Wohlstandsbenommenheit auch noch für die besseren Menschen halten, während die Welt außerhalb dieser Nester wieder einmal bankrott geht.

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