Mein lieber Scholli

Ich hab mir noch mal viele meiner Beiträge der letzten (längeren) Zeit angesehen, und ich muß sagen, mein lieber Scholli, da sind ja Sachen dabei, die wären besser von jemand anderem geschrieben worden, so spannend sind die und gut. Natürlich kann man sich nicht einfach selber loben, so ganz ohne Selbstlobungskonzept. Klar, also lasse ich es. Selbst aber auch die bei einigen Leser:inne:n auf den Mutterboden des Lamento gefallenen Texte zeichnen sich unter anderem eben dadurch aus, daß sie sich, ganz ohne beliebig zu sein, sehr gegensätzlich lesen und verstehen lassen, und wenn das nicht auch eine Qualität ist, na, dann weiß ich’s auch nicht. Hab eben so meine Bandbreite, das ist mir schon immer um die Ohren gehauen worden, diese Uneinseitigkeit ist ganz offensichtlich für manche schwer zu ertragen, ganz gleich, ob es sich nun um literarische oder wissenschaftliche Texte handelt. Da sind viele natürlich schnell mal beleidigt und wollen mich nicht in ihrer kleinen Weltecke haben (huuuu), kann ich dann aber auch nicht ändern, ich duck mich sowieso weg, wenn die mit dem Umdieohrenschlagen anfangen, kuck-kuck, ich tauch dann einfach woanders wieder auf. Beispiele dafür gibt es genug, also für dieses Unverständnis gegenüber meiner permanenten Nichtfestlegung, schon als Jugendlicher habe ich Chopin gehört und Status Quo und Meredith Monk und Bo Diddley und Klaus Nomi und Tom Waits und Beethoven und und und – so what! Auch beim Lesen hab ich früh schon meinen Mitmenschen vor die Köpfe stoßen, die haben sich durchaus nicht weggeduckt, und dem üblichen (fürchterlichen!) Repertoire meiner gymnasialen Oberstufenfreunde einiges hinzufügen müssen, von dem manch einer annahm, ich verstünde das als Tischlerlehrling sowieso nicht – doch ich hatte damals im zarten Alter von 17 Jahren den Übertritt auf das Gymnasium einfach mit voller Absicht verweigert, indem ich das zweite Halbjahr des zehnten Schuljahres Realschule einfach mal nix tat und mir die Noten versaute – so konnte mich niemand zwingen, weiter die Schulbank zu drücken und mich festlegen zu lassen. Richtige Entscheidung, das, von heute aus betrachtet, denn ich wäre womöglich dann in einer wie auch immer bestimmten Ecke gelandet und nie, nie wieder herausgekommen. Welch Verschwendung das gewesen wäre – darauf ein schönes Klagelied, reflexis-spekulativ sozusagen. In diesem Sinne …

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