Zugegeben, ich reise nicht eben viel. Gedanklich und imaginativ zwar schon, mitsamt meiner Ganzheit aber eher weniger. Letztes Jahr immerhin war ich in verschiedenen deutschen Ländern und in der Schweiz, in (Ober-) Italien und Österreich. Das Absonderlichste aber habe ich nicht in Zürich, Essen, Frankfurt, Innsbruck, Wien oder am Gardasee gesehen, sondern in Westfalen, nämlich ein seltenes Exemplar der holländischen Wollmotte. Die bis zu vierzig Zentimetern großen Motten, bei einer Flügelspannweite von bis zu fünfzig Zentimetern, leben sehr im Verborgenen, durchaus nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in den Nachbarländern Belgien und Westfalen. Da sie sich nur des Nachts bewegen, ihre Nahrung besteht aus Kleininsekten, Mäusen, Fröschen und so weiter, glauben viele zufällige Beobachter, sie hätten eine Eule gesehen, die, aus welchen Gründen auch immer, untypische Flugbewegungen vollzieht. Eine Wollmotte tagsüber zu beobachten ist dagegen, wie allgemein bekannt, fast unmöglich, so dass ich nicht wenig staunte, ein Exemplar mitten am Tage an der Fensterscheibe meiner westfälischen Stipendienunterkunft in Schöppingen kleben zu sehen. Zum Glück von außen, denn ich ekele mich ein wenig vor behaarten und bewollten Flugtieren. Es gelang mir, trotz meiner nachvollziehbaren Aufregung, ein Foto des Exemplars zu schießen, weswegen ich nun einer der ganz wenigen Menschen überhaupt bin, denen dies Kunststück gelungen ist. Die Motte machte sich, kaum hatte ich sie abgelichtet, leider wieder von dannen, ich hätte sie gerne noch ein wenig betrachtet. Dennoch aber hat dieses kleine Erlebnis, das muss ich sagen, meinen Aufenthalt in Schöppingen um einiges aufgewertet, was ja nun auch nicht das Schlechteste ist.
Die holländische Wollmotte
Dieser Beitrag wurde unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
Grandioses Bild! (Ich würde das mal bei Nature einschicken – meines Wissens gibt es für so besondere Fotografien Preise.)
Danke! Vielleicht sollte ich es wirklich mal einschicken, aber zu verheimlichen suchen, dass es mit einer 60-€-Kamera aufgenommen worden ist. Aber zählen tut ja das Motiv!