GEWISSENHAFT – das ist das Wort, mit dem ich selbst nicht selten konfrontiert bin – ich sei, so heißt es: gewissenhaft … hafte also an meinem Gewissen, hafte für mein Gewissen, bin von meinem Gewissen in Haft genommen. Sie sehen schon, was einige Zeitgenossen als positiv herauszuheben meinen, ist mir selbst nicht ganz geheuer, und dies vielleicht einfach nur, weil es so ungeheuer anstrengend ist, nicht mal fünfe grade sein lassen zu können. Glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht, aber wenn ich täglich drei, vier, fünf Stunden an meinem neuen Roman DER KOMPLEX* schreibe, bin ich danach völlig alle, aber so was von abgeschossen, erledigt, platt und durch, dass ich den Rest des Tages alles, aber auch wirklich alles in Trance erledige: lesen, einkaufen, putzen, telefonieren usw. Und woran liegt’s: an meiner Textpedanterie … denn obwohl ich den Text ganz am Ende noch mehrmals komplett überarbeiten werde, tut irgendetwas in mir so, als ginge die aktuelle Version morgen in Druck. Und dabei habe ich wer weiß noch wie viele Seiten vor mir, ein paar hundert, und ob der Text überhaupt je in Druck gehen wird, steht natürlich, nicht weiter überraschend, auch in den Sternen, was aber wiederum nix ändert, denn sonst wäre ja alles umsonst. In diesem Sinne, so long!
* Nachtrag 04. Juni 2024: ich habe die Arbeit an dem Roman vor einiger Zeit abgebrochen, alles war tatsächlich umsonst. Der Alltag hat gewonnen, hat obsiegt, hat alle Energie abgesogen – wie auch immer.