In einem Text über Peter Weiss las ich, dass er als frischgebackener Autor des Suhrkamp Verlags nun plötzlich nicht mehr, wie zuvor, freier Schriftsteller gewesen sei, sondern von da an die Erwartungen des Verlags, der auf dem Markt zu bestehen hat, zu erfüllen hatte. Dies habe auf Peter Weiss einen großen Druck ausgeübt und ihn so in seiner Arbeit behindert. Ähnliches las ich über Wolfgang Koeppen, ebenfalls Autor des Suhrkamp Verlags, und dann erinnere ich mich auch noch an eine Gastdozentin, in deren Semimar ich während meines Studiums einige Male saß, sie war Lektorin bei Suhrkamp gewesen und stellte uns den Verlag als den Spitzenverlag Deutschlands vor und erklärte zudem, es gäbe zwei Arten von Autoren, nämlich die Suhrkamp-Autoren und dann noch die anderen, und schon damals dämmerte mir etwas, auch wenn ich bis heute nicht genau weiß, was. Was sie aber natürlich nicht sagte war, dass es auch unter den Suhrkamp-Autoren Unterschiede gibt, weil nämlich die einen machen können, was sie wollen, während die anderen bei Misserfolg abgestoßen werden und sich dann zwischen den Stühlen wiederfinden, von keiner Seite gewollt und somit dann wirklich, am Ende, frei, wenn auch nicht in dem Maße, wie all die Autoren, die niemals bei Suhrkamp verlegt worden sind. Aber das ist alles lange her. Heute, der Suhrkamp Verlag ist nur noch ein Verlag unter vielen und lebt am ehesten von seiner Backlist, wirkt das ganze Getue von damals eher seltsam und am ehesten wie ein Vorzeichen des bevorstehenden Untergangs der anspruchsvollen Literatur, aber das ist der Lauf der Dinge und vom Innern der Literatur aus nicht zu ändern. Doch wer weiß schon, wann Literatur wieder existentiell sein wird – ich würde mal annehmen, dass dies nach den nächsten großen Menschheitskatastrophen der Fall ist – denn so kaputt kann die Welt gar nicht gemacht werden, als dass es nicht wenigstens noch Literatur gäbe. Glaube ich wenigstens.
Miniaturen V: Die einen und die andern, davor und danach
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