Larifari oder: Vergessen und Genießen

Ich bleibe dabei: die beste Kunst entsteht immer dann, wenn ein Krieg unmittelbar vor der Tür steht. Oder aber in der Nachkriegszeit. Allerdings entsteht manches Kunstwerk eines Krieges wegen auch nicht, man denke nur an die vielen toten Dichter, die dem Ersten Weltkrieg auf allen Seiten zum Opfer fielen. Andererseits hat dann nachfolgend auch noch die Spanische Grippe ihre Opfer gefunden, wobei eines aber auffallen muss, dass nämlich eine Pandemie künstlerisch nie wirklich fruchtbar gemacht worden ist. Da will niemand ran, wie es scheint. Der Krieg gebiert Geschichten, die Pandemie gebiert Tote. So ist das. Immerhin aber kann aktuell der leisen Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass ein Dritter Weltkrieg nicht unmittelbar bevorstehen kann, sieht man sich nur die Larifari-Literatur an, die momentan von den großen Verlagshäusern auf den Markt gespült wird. Aber warum das wieder und wieder beklagen? Nun gut, Jon Fosse ist da eine Ausnahme, und zwar lange schon bevor der Bildungsbürgermob ihn entdeckte und ins Bücherregal versenkte, und neugierig wäre ich in der Tat auf Vatermal von Necati Öziri, aber 25 € sind mir zu viel und außerdem befürchte ich, dass die Lektorensippe den Roman marktgerecht homogenisiert und auf Linie gebracht hat. Am besten ist es immer noch, sich seine Romane selbst zu schreiben und sie dann so erfolgreich wie möglich wieder zu vergessen, um so, unter dem Vorwand der Überarbeitung, den Roman als den eines Fremden lesen zu können. Kann ich nur empfehlen! Ist zwar einerseits viel Arbeit, macht arm und versaut einem die Rente, andererseits aber eine doppelte Bereicherung, die der gemeine Literaturmarkt in dieser Weise nicht zu bieten hat. Jaja, gewieft muss man sein!

 

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