Also wenn ich die letzten Tage mit irgendetwas aufgefallen bin, dann mit unsäglichem Gequatsche. Mündlich wie schriftlich, aber ich steh dazu, denn wenn ich schweige, dann sind die Leute ja so was von irritiert, det gloobste nich! Das schriftliche Quatschen rechne ich mal zum Beruflichen, da geht es darum, Leser so pfiffig wie möglich auf höchstmöglichem Niveau zu unterhalten, sie zu entführen. Sitze ich mal ausnahmsweise in den Öffentlichen beim Volke, so kann ich die lesend Weggetretenen, also Entführten, ja deutlich unterscheiden von einerseits denen, die zwar nicht lesen, sich aber qua Tagtraum selbst entführen und andererseits jenen, die gnadenlos festsitzen in ihrer kleinen Welt, die Armen. Es gibt also drei Arten von Menschen, die in den Öffentlichen von A nach B transportiert werden; die, die miteinander quatschen, lasse ich mal weg, die nerven nämlich derartig, daß man ihnen am liebsten ein höfliches Schweigegebot in die Fresse stopfen möchte! Echt ma‘! Ich lese übrigens auf längeren Zugfahrten auch oft, immer im Eingangsbereich des ICEs auf dem Koffer sitzend, und im Unterschied zum häuslichen Lesen lese ich im Zug meist Romane von Zeitgenossen, zuletzt „Meere“ von Alban Nikolai Herbst, ein wunderbares Buch, einer, wie ich finde, der besten Romane des beginnenden Jahrhunderts. Teilweise las ich den Roman aber auch, das sollte nicht unerwähnt bleiben, auf meinem Balkon, Zigarre schmauchend – man weiß ja, was sich gehört. Jetzt sind die Zigarren so gut wie alle, gähnende Leere im Humidor. Gut also, daß ich erkältet bin, denn wer sich erkälten kann, der lebt, hat aber keinen Bock auf Zigarren, spart also Geld, wenngleich man Geld, das man nicht hat, ohnehin nicht sparen kann, denn Freiheit kann man nicht kaufen, egal was der Gauck sagt, die muß man sich nehmen – und darauf kommt’s ja schließlich an. (Ende der Durchsage.)
Schweigen & Quatschen
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Da gibt es noch etwas, zwischen Quatschen und Schweigen: bequatschtes Schweigen, besser bekannt als: beredtes Schweigen. Also nicht nichts sagen, nicht weil man nichts zu sagen wüsste, sondern weil man nichts sagen will. Ein bedeutender Unterschied, sozusagen der Unterschied zwischen cool sein und nicht cool sein. Gelingt nicht immer/nicht jedem.
Stimmt natürlich, das beredte Schweigen muß man auch anzuwenden wissen. Und wenn wir schon mal dabei sind, die Feinheiten zu benennen, dann muß auch noch dem leeren Gerede gedacht werden, dessen Beherrschung eine der Grundqualifikationen darstellt etwa für den Job des Diplomaten oder auch den des Kulturpolitikers. Wer jemals eine an psychische Folter grenzende Rede des quatschenden Eierkopfes Christoph Stölzl gehört hat, weiß, was ich meine. >>>
Beredtes Schweigen = silbernes Gold.
Na, ich weiß nicht, oft ist beredtes Schweigen ja nicht Ausdruck von Zustimmung, sondern von zumindest leichter Mißbilligung. Wer schweigt kann innerlich sozusagen einen ganzen Wust von Äußerungen vor sich hin schweigen. Schweigen als etwas Positives, als Zustimmung zu deuten, ist also, glaube ich, nicht sehr verbreitet.
Genau. Das wollte ich mit dem Widerspruch Silber-Gold ausdrücken. Ich bin, was Kommunikation betrifft, auch eher Freundin der direkten statt der versteckten Botschaft. Gleichzeitig aber auch eine Freundin des Schweigens, wo es angebracht und dienlich ist, aber da sollte es möglichst ein echtes sein. Finde ich. Irgendwas mit Aufrichtigkeit also mal wieder.
Dann sind wir uns ja einig! Eine Botschaft aber ist das Schweigen eigentlich immer, außer, es wird nicht einmal als solches wahrgenommen. Dann ist man raus aus dem Spiel!
Mit dem Schweigen ist es ja wie mit der Stille. Sie ist nur wahrnehmbar, wenn es Geräusch gibt. Und so ist das Geräusch zum Schweigen ja recht eigentlich die Mimik, der Blick, optisches reden, wenn man so will. Das kann ja mitunter lauter sein als brüllen, hab ich neulich erst erlebt – und festgestellt, wie vielseitig der Mensch doch aufgestellt ist in Sachen Kommunikation. Da ist es gut, stets alle Kanäle auf Empfang zu schalten…