Die deutschsprachige Bibel muß umgeschrieben werden, weil Martin Luther da so Worte verwendet hat, die …

… nein, natürlich nicht, die Bibel ist heilig und Luther natürlich auch. War nur ein Scherz! Ehrlich! Was aber umgeschrieben, umgewidmet, verändert werden soll, sind die Kinderbücher, wahrscheinlich auch all die Kinderbibeln, wenn sie Worte oder Wörter enthalten, die bäh sind. Kluge Menschen, liebe Kinder, wenden sich zum Glück vehement, also ganz dolle, gegen solch ein Vorhaben, was man hier und da nachlesen kann, damit ihr Kinder nicht für dumm verkauft werdet und noch etwas zu fragen habt, warum die Negerprinzessin Negerprinzessin heißt zum Beispiel, und ob alle Negerinnen Prinzessinnen sind und warum man das früher so gesagt hat, und dann kann es und sollte es natürlich auch eine Antwort geben, etwa daß das schon damals keineswegs in Ordnung war, wenn man damit einen Menschen oder ganz viele Menschen schlecht machen wollte, und daß es aber immer, immer auf den Kontext ankommt, den Zusammenhang, den nämlich muß man erkennen, und wenn man ihn nicht erkennt, aber irgendwie merkt, daß da was nicht ganz koscher, nicht ganz richtig sein könnte, dann fragt man und bohrt solange nach, bis das einer mal erklärt – und dann weiß man hoffentlich, um was es geht, und dann kann man sich selbst Gedanken machen. Kennt ihr noch dieses alte Lied aus der Sesamstraße, wer nicht fragt bleibt dumm? Ich persönlich mag das Lied nicht und hab es auch noch nie gemocht, es ist fürchterlich, aber es zeigt wenigstens, was passiert, wenn man nicht fragt. Was könnte das wohl sein?

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13 Antworten auf Die deutschsprachige Bibel muß umgeschrieben werden, weil Martin Luther da so Worte verwendet hat, die …

  1. Karl sagt:

    Diese friedlichen süßen Worte wie Neger haben Millionen Menschen das Leben gekostet, aber was macht das schon gell, hauptsache Sie dürfen wieder mal über Verluste jammern.

  2. Kennen Sie denn den „Original“-Luther-Text. Die evangelische Kirche als Herausgeberin des Textes hat ihn über die Jahrhunderte immer wieder in Neuauflagen verändert, ohne dass mir bekannt wäre, dass irgendjemand sich darüber groß aufgeregt hätte. Meine Mutter hat eine Ausgabe von 1763 (also mit Sicherheit kein Original), deren Text sich an einigen Stellen erheblich von jenem in der Ausgabe von 1952 (Konfirmation) unterscheidet, die sie auch noch besitzt, welche wiederum nicht identisch ist mit Morels Ausgabe von 1973, die sich dann wieder von jener unterscheidet, die ich 1996 gekauft habe (wohl gemerkt, das war nicht die „Bibel in gerechter Sprache“, sondern eine Luther-Ausgabe).

    Und jetzt? Wissen Sie einen Ort, wo das Luthersche Original zu lesen ist? (Rhetorische Frage. Aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Texten bin ich lang schon raus und auch nicht mehr so dran interessiert.)

  3. @Karl: Ich bitte Sie – es geht doch gerade darum, die Geschichte der Kolonisierung und der Verfolgung und Ermordung und Versklavung usw. eben nicht zu tilgen, sondern den Kindern die Möglichkeit zu geben, fragend zu erkennen, warum eine Geschichte so und mit diesen Worten geschrieben worden ist. Natürlich liegt die Notwendigkeit und Pflicht, diese Geschichten kind- und altersgerecht zu erklären, bei den Erwachsenen, die man aus der Verantwortung nähme, glättete man die Texte.

    @MelusineB: Ich habe während der Arbeit an meiner Dissertation die ursprüngliche Luther-Bibel in der Bibliothek zur Hand genommen, um die Hiob-Geschichte sozusagen im „Original“ zu lesen. Tatsächlich hat die Kirche den Text über die Jahrhunderte immer wieder verändert und lesbar gehalten. [Es gibt in der deutschsprachigen Bibel allerdings auch Unterschiede zwischen der evangelischen und der katholischen, die den Sinn verändern, auch in der Hiob-Geschichte, wo es ja wesentlich darum geht, daß Hiob sich Gott nicht unterwirft, sondern einen Prozeß fordert und Gerechtigkeit. Diese Eigenständigkeit Hiobs zeigt sich ganz besonders in seiner letzten Antwort an Gott (Hiob, 42.6.), wo es heißt: „Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ (Das Buch Hiob. Frankfurt am Main 2000. S.89. Luther-Text nach der revidierten Fassung von 1984, herausgegeben von der Evangelischen Kirche in Deutschland.) Es kann aber auch heißen „Ich leiste Widerruf“ (Text nach der von Diego Arenhoevel u. a. herausgegebenen Ausgabe, Freiburg im Breisgau, Verlag Herder), eine Formulierung, die ohne die Rückbezüglichkeit und damit ohne den Aspekt der Selbstverurteilung auskommt; der Sinn wird dadurch aber nicht vollkommen ins Gegenteil verkehrt, denn es handelt sich doch in jedem Fall nicht um eine Verurteilung durch Gott.] Auch die beliebte Erbauungsliteratur, etwa Johann Arndts „Bücher vom wahren Christentum“ und sein „Paradiesgärtlein“, wurde immer wieder verändert, doch da handelt es sich ja auch nicht um künstlerische Werke, sondern um zweckdienliche Literatur, die das Volk unterwürfig und demütig halten sollte. So hat sich natürlich niemand darüber aufgeregt. Insofern war meine polemische Bemerkung zur Luther-Bibel nur der Aufmacher für mein Anliegen, das da ist, den Schutz von Texten zu gewährleisten, damit sich niemand aus der Verantwortung stehlen kann und die Kinder nicht ihres Rechtes verlustig gehen, zu erfahren, was war und was ist und was Worte zu bedeuten haben und was sie anrichten können. Nur so, im Gespräch über die Welt, lernen Kinder, eigenständig zu denken.

  4. Viele Kinder, die ich kenne, würden ein Buch einfach nicht (weiter-)lesen, in dem die sympathische Protagonistin rassistische Sprüche klopft. Und die allerwenigsten lesen, um historisch-kritische Analysen anzustellen. Ja, wie auch ihre Mutter und Tante zumeist seit sie endlich der Universität entkommen ist ;-), vermeiden zum Beispiel meine Söhne und Neffen sogar die Anstrengung der „Interpretation“ beim Lesen. Sie wollen sich unterhalten, mit Figuren identifizieren, lachen, grübeln, weinen. Sie wollen sich nicht Gedanken über den Autor und seine „Intentionen“ machen. Sie wollen nicht „hinter die Kulissen“ des Textes gucken. Grade so, wie sie im Theater keine Lust haben, die Souffleuse zu hören.

    Derweil bleibt es ja Eltern, die ihre Rolle vor allem als „Erziehungsauftrag“ verstehen, unbenommen, jede Lektüre mit einem historisch-kritischen Gespräch zu begleiten. Die „Original“-Ausgabe wird sicher über Amazon und andere Quellen ohne Weiteres zu beschaffen sein (Ich kann selbst zwei Exemplare beitragen.) Auch möglich wäre ja eine Stiftung zu gründen, die sich einer historisch-kritischen Gesamtausgabe Preußlers widmet. (Derweil bin ich ganz glücklich, dass meine Eltern von derlei Lektürebegleitung mangels historisch-kritischer Kenntnisse und Interessen vollständig abgesehen haben. Vielleicht, allerdings, kann ich deshalb nicht so richtig eigenständig denken, sondern lasse mich sofort verführen. 😉 )

    Ihr Anliegen, „den Text“ (ich schriebe lieber „das Buch“) zu schützen, ist im Übrigen, selbst wenn Sie das anders sehen, auch – und zwar zuständigkeitshalber – das Anliegen von Verlag und Rechte inne habender Familie Preußler. Es geht ihnen mitnichten um einen Schutz armer, doofer Kinder, sondern darum, das Buch auch in Zukunft „unter die Leute“ zu bringen. Das dürfen Sie getrost annehmen.

  5. @MelusineB: Ja, das oberflächliche Lesen nimmt überhand mangels Interesse an Kontexten, so wie auch im Kino und im Theater nur noch Unterhaltung gefordert wird. Dabei waren wir in den genannten Bereichen schon einmal viel weiter, aber nun ja, wir leben in einer Zeit des kulturellen Niedergangs, in der viele Menschen eine Menge Energie in entfremdete und überflüssige Arbeit stecken, um sich zur Belohnung dann überflüssigen Luxus zu leisten und mit „Kultur“ überrieseln zu lassen. Kann man machen nix! Jede Kultur muß mal untergehen!

    Ich denke übrigens nicht, daß Eltern „jede Lektüre mit einem historisch-kritischen Gespräch“ begleiten sollten, es reicht sicher bereits ein Hinweis darauf, daß so ein Buch (bzw. der Text in ihm) alt ist und die Zeit, in der es entstand, eine andere war, und dann kann man die an sich ja oft harmlosen Begriffe auch mal altersgerecht erklären. (Zur Belohnung gib’s dann einen Negerkuß!) Ist ja wohl nicht zu viel verlangt von Menschen, die Kinder in die Welt gesetzt haben, denn schließlich müssen sie ja sonst auch viel erklären, wenn die Kinder über die Medien was „von der Welt“ mitbekommen. Als ich fünfzehn Jahre alt war, habe ich zusammen mit meinen Eltern und meinem jüngeren Bruder die Holocaust-Serie im Fernsehen gesehen, die ganze Familie saß vor der Glotze – heute undenkbar, es geht nur noch um Kommerz, natürlich auch bei den Verlagen, und um Lustbarkeiten aller Art. O tempora o mores!

  6. MelusineB sagt:

    Ja, das stimmt. Genauso ist es bei uns. Wir lesen nur zur Unterhaltung. Alle vier. Die Eltern wie die Kinder.

  7. @MelusineB: Ich lese auch immer mit Vergnügen, aber nicht zum Vergnügen (zum Vergnügen fahre ich Rad oder Motorrad), was bei guter Literatur in ihrer gesamten Bandbreite ohne weiteres möglich ist und eben auch dazu führt, daß man sich Gedanken macht, denn Texte transportieren ja schließlich Inhalte. So gesehen glaube ich Ihnen das Wörtchen „nur“ nicht!

  8. Iris sagt:

    Was Sie selbst als Scherz abtun, das möglicherweise drohende Umschreiben der Bibel, und was auf den ersten Blick natürlich nichts zu tun hat mit den Veränderungen in Kinderbüchern, weist auf den zweiten Blick auf einen weiteren Aspekt in dieser Sache hin, nämlich den der Macht und ihres Erhalts.
    Dass an alten Übersetzungen festgehalten wird, dass in einigen katholischen Kirchen die Messe auf Latein gelesen wird, dass evangelische, evangelikale und katholische Kirchen unterschiedliche Übersetzungen benutzen, eben wie sie der jeweiligen Auslegung am nächsten kommen, hat mit Macht und dem Wunsch, diese zu erhalten, zu tun. Die Kirche sieht sich im Besitz der Auslegungshoheit, und je unverständlicher das Wort für die Allgemeinheit, umso besser für die Aufrechterhaltung der Hierarchie. Das Volk soll nicht verstehen, sondern glauben und gehorchen.
    Natürlich gibt es Ausnahmen, vielleicht sind diese sogar die Regel, das weiß ich nicht.
    Und natürlich sind ursprüngliche Übersetzungen nicht gleich der Originaltext und können deshalb nach Jahrhunderten der Beschäftigung mit der Originalvorlage revidiert werden, mit dem Ziel der größeren Annäherung, Genauigkeit und Verständlichmachung.
    Um Machterhalt geht es aber vielleicht auch in der Diskussion um den Erhalt oder die Veränderung von Literatur. Wem „gehören“ denn die Bücher, wem und zu welchem Zweck dienen sie denn?
    -Nebenbei: Dass sich die ganze Diskussion (und damit meine ich jetzt die Diskussion wie sie sich über viele Seiten im Netz erstreckt) auf das Feld der Geschichtsfälschung ausweitet, scheint mir fast als Ablenkungsmanöver, als Austausch des einen „Eigentlichen“ gegen ein anderes „Eigentliches“, dem „eigentlich“ niemand widersprechen darf, denn der Geschichtsfälschung wollen wir doch keinesfalls bezichtigt werden. –
    Es geht doch nicht um eine Ausrottung des Alten, und, wie Melusine sagt, lässt sich das Bisherige doch aufbewahren und dokumentieren, man könnte den ganzen Vorgang auch auf den Deutschlehrplan setzen, denn diese Auseinandersetzung ist schließlich wichtig und interessant. Und es geht wohl niemandem darum, so zu tun, als wäre nichts gewesen.
    Die kleine Hexe war übrigens eins meiner absoluten Lieblingskinderbücher, und gerade deshalb befürworte ich die minimalen Veränderungen, denn sie ändern nichts am Sinn der Geschichte und machen sie weiterhin ohne Knoten im Magen lesbar.

  9. @Iris: Was Sie über die Kirche sagen und die Maßnahmen zur Erhaltung ihres Einflusses, kann ich nur unterstreichen, auch wenn das Religiöse heutigentags in den westlichen Gesellschaften nicht mehr die Bedeutung hat wie vor hundert oder mehr Jahren. Daß „die“ Kirche glaubt, die Bibel, die ja ein aus der Antike stammendes Buch ist, mit einer bestimmten Absicht zusammengestellt aus vielerlei Texten, sei ihr Buch, gehöre ihr sozusagen, wird allerdings immer fragwürdiger, finde ich.

    Das in bezug auf den Austausch einzelner Begriffe in Kinderbüchern gebrachte Argument, es handele sich um Geschichtsfälschung, halte ich nicht für falsch, denn tatsächlich werden irgendwann dann nur noch die neuen Exemplare benutzt werden, während die in der ursprünglichen Form in Bibliotheken verstauben. Sollen denn Kinder nicht wissen, daß sich Kinder vor hundert oder zweihundert Jahren als „Neger“ oder „Mohr“ verkleidet haben, weil das einfach sozusagen fremde Wesen waren? Das man das erklären muß, ist doch gut! Wenn man Mädchen ältere Kinderbücher vorliest, finden die es ja auch komisch, wenn die Tochter stickend und auf den Prinzen wartend zuhause bleibt und der Sohn in die Welt hinausreiten darf (bzw. muß). Will man da auch eingreifen, oder vielleicht doch lieber erklären, warum das so aufgeschrieben worden ist? Allerdings muß auch gesagt werden, daß wir hier über Kinderbücher reden, die eine hohe Qualität haben und sich über Jahrzehnte zu recht gut verkauft haben – offensichtlich von der ganzen Anlage her antisemitische und rassistische Kinderbücher aus dem Dritten Reich, wo nicht nur einzelne Kontexte heute fragwürdige Begriffe aufweisen, will ich auch nur als Forschungsobjekte in den Bibliotheken sehen!

  10. Iris sagt:

    Kann es denn nicht sein, dass gerade durch den Erhalt der ursprünglichen Form der ursprüngliche Sinn einer Geschichte verlorengeht? Schon jetzt in der Diskussion ist das Augenmerk auf einzelne Wörter bzw. Abschnitte gelenkt und nicht auf die Gesamtheit und Aussage der Geschichte. Auch beteiligen sich vermutlich einige an der Diskussion, die das Buch gar nicht kennen. Ist es denn nicht auch Verfälschung eines Werks, wenn es irgendwann mehr einem anderen als dem ursprünglichen Zweck dienen soll? Geschichtsfälschung läge meines Erachtens dann vor, wenn das ganze Buch einem rassistischen Denken entspränge und diese Tatsache ausgewischt werden sollte. In einem solchen Fall wäre ich gegen jegliche Änderung und für ein Heranziehen dieses Werks zur Dokumentierung zwecks kritischer Auseinandersetzung mit der Historie.
    Was das Frauenbild in (leider nicht nur) älteren Kinderbüchern betrifft: Das stößt mir ebenfalls auf, aber ich habe noch nicht genug darüber nachgedacht, um eine differenzierte Meinung äußern zu können.

  11. @Iris: Der ursprüngliche Sinn einer Geschichte geht meiner Ansicht nach immer ein wenig verloren, es bleiben die zeitlosen Momente, das Allzumenschliche sozusagen. Die Odyssee Homers hat also ihren Kontext überdauert, tritt aber mit jedem neuen Lesen in den des Lesers ein. Natürlich muß man auch bedenken, daß Kunst keinem von außen bestimmten Zweck dient und jede Inanspruchnahme von Kunst durch die Kirche, die politischen Parteien oder gar den Staat Mißbrauch ist. Aber eben wegen dieser Freiheit der Kunst und der Freiheit des Rezipienten, sich ihr so anzunehmen, wie sie erstellt worden ist, sollte man sie nicht verändern dürfen, schon garnicht aus kommerziellen, kaufmännischen Gründen. Veränderungen sind leider sehr häufig und aus allen möglichen Gründen geschehen, man denke nur an diese blöden Feigenblätter, die man auf die Geschlechtsteile nackt gemalter Menschen gepinselt hat.

    Was das Frauenbild in Kinderbüchern angeht, so habe ich da keinen aktuellen Einblick. Zu bedenken ist allerdings, daß das Frauenbild immer auch auf ein Männerbild bezogen ist, und wenn es sich um „traditionelle“ Verhaltensmuster handelt, so wird auch dem Jungen ein Soseinmüssen suggeriert, meist wohl das Hinausgehen in die Welt, um dort den Lebensunterhalt für Frau und Kind zu „erkämpfen“, während das Mädchen das Hausfrauenbild eingeimpft bekommt. Natürlich darf man das so darstellen, denn es trifft ja leider noch die Wirklichkeit, besser aber wäre es, man nähme die tradierten Zwänge aus den Geschichten heraus und zeigte den Kindern, daß es auch anders geht, denn nicht jeder Mann will hinaus in die Welt, um dort zu „kämpfen“, nicht jede Frau Hausfrau sein, auch wenn es zur Freiheit gehört, dies zu dürfen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Sicht, die in der Romantik vorherrschte, wo oft Männer die Frauen beneideten, weil sie nicht hinausmüssen in eine Welt, die von Mißgunst, Gewalt und allerlei Schrecken bestimmt ist, während zum Beispiel Sophie Mereau-Brentano in ihrem Kurz-Roman „Das Blüthenalter der Empfindung“ von 1794 uns eine Heldin zeigt, die dem „Helden“ der Geschichte an Wirklichkeitserfahrung weit überlegen ist. Mehr dazu in meinem Essay zu diesem Roman.

  12. Iris sagt:

    Zum ersten Abschnitt Ihrer Antwort: Ich höre dieses Argument und kann es nachvollziehen, nur umstimmen kann es mich nicht. Es scheint auch eine Frage der Prioritätensetzung zu sein. Irgendwo bei Melusine las ich etwas von Wirklichkeit vs. Wahrheit, achja, im aktuellen Post auf Gleisbauarbeiten. Vielleicht hat es damit zu tun …
    Zum zweiten Abschnitt und insgesamt: Viel Stoff zum Weiterdenken. Danke.
    (Ich staune übrigens manchmal, wie zügig solche Diskussionen ablaufen, wie schnell die Bälle hin- und herfliegen, als hätten die Teilnehmer jederzeit die passenden Argumente bereits vorgefertigt parat. Bis ich endlich fertig nachgedacht habe, hat sich die Allgemeinheit oft bereits dem nächsten Thema zugewandt. Aber auch daran lässt sich lernen.)

  13. @Iris: Das Schöne ist ja, daß es schon eine Bereicherung darstellt, die Argumente der anderen Diskursteilnehmer einfach nur zu kennen, denn so kann man seine eigene Position immer wieder daran überprüfen und sie u. U. auch ändern. Was Wirklichkeit und Wahrheit angeht, so steckt im ersten Begriff das Wirken und im zweiten das Wahren, so daß sich die Begriffe eher gegenseitig durchdringen, als daß sie in einem Gegensatzverhältnis stünden, das sich durch das versus ausdrückt.

    (Was die Argumente angeht, so habe ich für „meine“ Themen immer die Zutaten im Haus und kann jederzeit daraus etwas Frisches gestalten. Bei mir fremden Themen geht es mir aber auch so wie Ihnen. Fertig denken tue ich übrigens nie, sondern immer nur fast fertig, so als wäre da immer noch eine Frage oder eine Information, die in meinem Rücken lauert.)

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