Es sind die Nebenfiguren und Statisten, die so ungeheuer viel Arbeit machen beim Überarbeiten des Romans, denn sie gestalten die Hauptpersonen zwar mit, haben selbst aber nur begrenzten Raum und bekommen schlichtweg weniger Worte und Sätze, ja, sie können eben nicht fließend über hunderte von Seiten dargestellt werden und müssen somit unmittelbar funktionieren, fast so wie Kitsch unmittelbar funktioniert. Manch (post-)moderner Autor macht sich die Mühe allerdings nicht und stellt gleich alle Personen wie oder als Hauptpersonen respektive Nebenpersonen dar, und das kann sogar funktionieren, verzichtet man nur auf jedes dramaturgische Moment über dasjenige hinaus, das auch einer Kurzgeschichte eigen sein könnte. Aus all dem ergibt sich, daß ich um die Nebenfigurenausgestaltung natürlich nicht herumkomme, wenn ich den Roman so schreiben will, wie ich ihn schreiben will und ihn ja auch schon geschrieben habe, denn mit der letzten Überarbeitung vor dem Lektorat wird er dann vorläufig fertig sein, etwa 500 Seiten lang und mit allem gespickt, was gute Romanliteratur meiner Ansicht nach ausmacht. In eine Nebenfigur habe ich mich übrigens im Laufe des Schreibens sozusagen verknallt, so daß nun diese Rolle ganz unverhoffte Ausmaße angenommen hat und sogar noch eine weitere Nebenfigur heranzog – es ist eben ein Roman, da haben die Figuren auch ein Eigenleben, und das ist auch gut so.
Typoskriptbearbeitung des ROMANs VI
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Süß, wie Sie so beiläufig erwähnen, sich in eine Ihrer Nebenfiguren verknallt zu haben… gerade solche Randbemerkungen machen mir Lust auf Ihren neuen Roman!
Sehr herzlich, Ihre
Miss TT
Die junge Dame, liebe Phyllis, drängte sich dermaßen in den Vordergrund, da konnte das nicht ausbleiben! Es ist somit eigentlich genau das offenbar geworden, was ich ein paar Jahre lang wissenschaftlich zu beweisen suchte (und, in aller Bescheidenheit, auch leidlich bewiesen habe), daß nämlich das poetische Ich sich entwickelte und nun mitten unter uns lebt – und wie! Mit herzlichen Grüßen in die Kaiserkrönungsstadt!