Freiwillig sich messen lassen

Haben Sie das auch erlebt, dieses Sich(ver)messenlassenmüssen im Gesundheitsamt? Da wird man da auf Geheiß einer Schulbehörde als ein unschuldiges Kind hingeschickt, hingebracht, und dann wird man vermessen wie ein Gegenstand, man muß Ah sagen und hier hin und da hin gucken und sich anfassen und beklopfen lassen und der Raum ist so kalt und alles ist weiß oder fahl gelblich, der Arzt ein Greis und die junge Assistentin nicht einmal annähernd so schön wie die eigene Mutter. Am Ende der Prozedur war ich gemessen, gewogen und befunden als leidlich gesund, einzig diese Prozedur selbst hat mich ein wenig mitgenommen und für alle Zeiten für den Arbeitsmarkt untauglich gemacht, denn wo Zwang draufsteht ist auch gemeinhin Zwang drin. Seitdem ist es mir ein Bedürfnis, mich freiwillig messen zu lassen an meinen eigenen Ansprüchen, die ich seit Jahrzehnten der Welt mitteile, selbst wenn lange Zeit nur ein wegwerfend kehliges Ach die Antwort war oder ein allzu deutliches Schweigen. Nun denn, Welt, höre und begreife: es stand und steht in meiner Absicht, Dir, Welt, neben einigen anderen Texten einen wirklich guten Roman zu schenken (und danach, höre, o Welt, noch einen!), an dem ich nunmehr seit Jahren arbeite und der in Bälde fertiggestellt sein wird! Man messe mich also an meinem Anspruch, verdammt noch mal, Welt!, und achte dieses Mal gefälligst darauf, das dürfte ja wohl nicht zu viel verlangt sein, nicht so kalte Finger zu haben!

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2 Antworten auf Freiwillig sich messen lassen

  1. Esterhazy sagt:

    Ich weiß ja nicht, was Ihnen so alles passiert ist, aber das zum Arzt gehen um sich abklopfen zu lassen, war für kein Kind, das zu mindestens mir bekannt war, eine Qual, wenn das eine Qual ist, was ist dann keine Qual, oder wenn das eine Qual ist, ist dann das öffnen einer Türe nicht auch eine Qual, auch eine Türe fordert einem ja zu etwas auf, warum? Man ist doch ein freier Mensch?
    Ich sag Ihnen was, nur Holzwürmer kommen durch

  2. Ein Kind macht sich keinen Kopp über objektive Zusammenhänge, es fühlt sich wohl oder unwohl, und wenn es irgendwo hin soll, wo es nicht hin will oder wo es nicht schön ist, dann ist ihm nicht gut. Des Menschen Wille ist eben sein Himmelreich, von Anfang bis Ende.

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