Hermann Hesse, so liest man seit Tagen, starb vor fünfzig Jahren. Er ist also nicht etwa seit fünf Jahrzehnten tot, sondern tot für immer, während wir Lebenden uns von diesem Datum immer mehr entfernen durch unser gegenwärtiges Sein. Hesse! Wem fiel dazu nichts ein! Hätte ich nicht in der, was „höhere“ Literatur betrifft, eher kärglichen elterlichen Bibliothek sein Narziß und Goldmund entdeckt, so hätte ich mich vielleicht nie ans Schreiben gemacht. Diese Erzählung war der Anfang – ein langweiliger Nachmittag, nichts zu tun, man stöbert so rum, zieht ein Buch aus dem Regal und – liest sich fest. Das war eine Art Erweckungserlebnis. Im selben Regal, denn so kärglich war’s dann auch wieder nicht, entdeckte ich dann auch noch Dostojewski, Schiller, Goethe, Thomas Mann und weitere „Klassiker“, die ich alle verschlang – richtig verstanden habe ich damals, so erscheint es mir heute, nur Hesse. Während ich aber die meisten der damals in noch jugendlichen Jahren gelesenen Romane und Erzählungen im Laufe der Jahre noch einmal las, den Steppenwolf, das Glasperlenspiel, Dostojewskis Schuld und Sühne und so weiter, habe ich Narziß und Goldmund nie wieder angerührt. Soll ich’s nun wagen? Ich leg’s erst einmal auf mein Lesepult, so!, und dann sehen wir weiter. Wie heißt es doch so schön: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – wir werden sehen.
Tot für immer
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…ach ja der hermann. las ich doch gestern, das dieser uns begleitet beim eintritt ins leben und dann erst wieder viel später beim verabschieden von diesem. ein schriftsteller an der grenze. und wirklich was ist eine pubertät ohne hesses „eigensinn“ oder den „peter camenzid“ und was ist ein tiefes seelisches loch ohne den „steppenwolf“?
Genau! Dazwischen ist Hesse schwer zu ertragen, so daß ich den „Narziß und Goldmund“ doch wieder weggepackt habe und mich stattdessen an „Der Antichrist“ von Emilijan Stanew gemacht habe. Die Wirkung Hesses in besagter Jugendzeit schmälert das natürlich nicht.