Der Streit um Worte ist noch keine Unversöhnlichkeit oder bedeutet gar Krieg – man sieht es an dem Diskurs über das Verändern von Kinderbuchtexten zur vermeintlichen Verbesserung der Welt und zum Schutz der Kinder vor derselben, aber auch an dem, was der Herr Brüderle Anzügliches zu einer Journalistin gesagt hat. Was das Kinderbuchändern in den besagten Fällen angeht, so ist das schlicht überflüssig, denke ich, wenn man denn (seine) Kinder für ausreichend intelligent und lernfähig hält, aber da gibt es unterschiedliche Ansichten, die insgesamt, von Ausnahmen abgesehen, an verschiedenen Orten recht sachlich dargelegt werden. Was die offensichtliche sexuelle Belästigung betrifft, die der FDP-Politiker Brüderle mit offenen Worten ausführte, so ist der Einzelfall zwar harmlos, weil er wohl kaum direkte Angst auslöste noch für die Betroffene berufliche Nachteile barg (eher Vorteile sogar, wie man jetzt sieht, denn so ein Artikel bringt im schmierlappigen Journalismusbereich bestimmt eine gewisse Reputation), doch muß insgesamt schon, wie ich finde, festgestellt werden, daß solch ein Verhalten ein aggressives ist, bei dem Worte wie Waffen geführt werden und es schlicht an Respekt mangelt. Niemand hat etwas gegen ein Miteinandertun Erwachsener, die auf Augenhöhe und einvernehmlich was auch immer machen, wenn es nicht zum Schaden Dritter ist, doch eine einseitige Attacke solcherart ist der Versuch, aus Macht Kapital zu schlagen. Das ist immer verwerflich, selbst wenn die andere Seite das herausfordert. Ich frage mich allerdings auch, welche Art von Diskussion wir hätten, hätte eine Politikerin auf ihre alten Tage einen jungen Journalisten belästigt, oder eine lesbische Politikerin eine lesbische Journalistin oder ein schwuler Politiker einen schwulen Journalisten, wohlgemerkt im Falle einer ähnlichen Wortwahl mit Bezug auf Geschlechtliches. Das wäre sehr interessant, doch leider können wir keine Parallelwirklichkeit schaffen, es sei denn, man machte zum Beispiel einen Episodenfilm daraus mit immer neuen Konstellationen und Kontexten. Am wenigsten würde wohl geschehen, wenn sich ein schwuler Politiker und eine lesbische Journalistin an der Theke träfen oder eine lesbische Politikerin und ein schwuler Journalist – die würden sich sicher einfach besaufen und Zoten reißen über Heterosexuelle, und dann würden sie … tja, was? Einen Artikel darüber schreiben?
Ob aus Worten Krieg wird, hängt nicht allein von den Worten ab
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