Warum machen Sie das …

so, auf diese Art? Ich fragte zurück: „Wie meinen Sie das – auf diese Art?“ „Ohne“, erwiderte sie, „das Drumherum zu berücksichtigen, das Networking und überhaupt die Karriereplanung.“ Sie legte den Kopf schief, sah mich aus ihren undurchdringlich grünen Augen kalt an, nippte an ihrem Perlwein und wartete, wie ich aus dieser Falle mich herauszuwinden versuchte. „Ich denke“, sagte ich nach einer Weile, „daß ich das mir Wesentliche nicht wirklich tun würde, wenn ich viel Zeit für andere Dinge aufwenden müßte.“ Sie kippte ihr Getränk hinunter und nahm zielsicher ein neues Glas von einem Tablett, das ein junger Mann durch die Grüppchen balancierte. Ich hielt mich an meiner Bierflasche fest. „Das ist es ja eben“, nahm sie mich fest in den Blick, „daß nämlich die wirklich guten Leute beides können, ihre Karriere befeuern und zugleich gute Bücher schreiben. Nur eines von beiden zu machen, kann jeder Idiot.“ „Also halten Sie mich für einen Idioten?“, sagte ich und nahm einen Schluck Bier, das schon zuvor nicht wirklich kalt gewesen war, wie immer auf solchen Empfängen. „Aber nein, nicht doch“, lächelte sie mich an, legte die beringten Finger ihrer rechten Hand auf mein linkes Handgelenk und tätschelte es, „so meinte ich das nicht, um Gottes Willen. Nein. Sie entschuldigen mich, es war nett Sie kennenzulernen, ich werde erwartet.“ Schwerelos seidig rauschte sie zwischen den Grüppchen hindurch Richtung Terrasse und stellte sich zwanglos zu einer Gruppe junger Studenten mit karierten Sakkos. Mmh, dachte ich, wo kriege ich jetzt bloß ein kaltes Bier her, und zwängte mich durch zur Bar. „Gibt’s das Bier auch in kalt“, raunzte ich unfreundlich, die noch halbvolle Flasche auf die Theke knallend, eine junge Frau an, die mich im Kellnerinnenkostüm dienstbeflissen anlächelte. „Aber ja, für Sie immer“, hauchte sie, glitt zum Edelstahlkühlschrank, zog die Tür auf, griff hinein, nahm eine Flasche, öffnete sie und reichte sie mir hinüber. „Kalt genug?“, fragte sie. „Ja“, nickte ich, „aber Entschuldigung, ich bin ein Idiot.“ „Bitte“, sagte sie und wendete sich dem nächsten Gast zu. Ist ja ein wunderbarer Abend, dachte ich, wie gemalt.

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