Der Fall Peter Handke oder wie ich ohne alle Recherche schon immer eine ganz klare Meinung hatte zu der Frage, ob man die Person des Künstlers von seinem Werk trennen könne oder sogar müsse

Man erinnere sich an das antisemitische und sprachlich überaus schlechte Gedicht „Was gesagt werden muss“, das Günter Grass einstens verbrochen hat. Den Nobelpreis für Literatur hatte er da schon. Aberkannt wird einem der Preis nicht, da kann man machen, was man will. Und nun hat Peter Handke den Preis zugesprochen bekommen, und natürlich tat und schrieb er (wie jeder Künstler) immer was er wollte, und ja, dieser Peter Handke hat offensichtlich eine schwere Macke, die ihn als einen ganz normalen, mehr oder weniger liebenswürdigen und narzisstisch veranlagten Menschen ausweist, den völlig zu ignorieren seine Bücher zurecht verhindern. Eines dieser Bücher ist gut, Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten, 1994, alle anderen von mir gelesesen Werke Handkes habe ich vollständig vergessen. Auch Günter Grass hat ja ein gutes Buch geschrieben, und wömöglich hat diese us-amerikanische Witzfigur Bob Dylan auch mal einen guten Songtext geschrieben, wer weiß. Allerdings werden beim Nobelpreis nicht die Bücher oder Texte direkt ausgezeichnet, sondern deren Erschaffer und Erschafferinnen – schön wäre es deswegen, wenn mal jemand in der Verkleidung seines besten Buches bei der Zeremonie erschiene, weil Bücher zwar naturgemäß in Erscheinung treten und nachgerade genau davon leben, ihnen ein profanes Erscheinen als Materie bei einer Preisverleihung aber, anders als es beim Menschen der Fall ist, eben nicht möglich sein kann. So kommt der für seine Bücher ausgezeichnete Mensch selbst oder lässt es, auch sehr schlau, einfach sein. Freuen wir uns also auf die Rede Peter Handkes zum Erhalt des Nobelpreises für Literatur 2019 und auch auf all das Herumgehacke danach. Ein Vertreter der Sparte Referierender Roman, Saša Stanišić, hat damit (anlässlich eines Preises) zusammen mit vielen anderen Kulturbetriebsmenschen aber natürlich schon längst begonnen, denn heutzutage haben schließlich alle ihre bürgerlichen Moralkeulen ständig zur Hand, um auf das Böse in der Welt einzudreschen, das aber nun leider ob der übergroßen Beachtung nicht eben kleiner, sondern noch größer wird, ja es nährt sich geradezu aus der Draufhauerei mittels all der Schlagworte und der ganzen kurzatmigen Twitterei und Rechthaberei und Zukurzdenkerei. Diskurs war gestern mal, denkt man und zweifelt sogleich. Auf die naheliegende Idee jedenfalls, über den von Nobelpreisträgern verbreiteten Unsinn, etwa den Knut Hamsuns über Hitlerdeutschland, einfach mal Gras wachsen und so das Werk selbst zum Vorschein kommen zu lassen, kommt natürlich kaum jemand, oder allenfalls die, die wissen, dass ein großer Künstler als Mensch durchaus auch das Allerletzte sein kann und eben auch dies zu großen Werken führt, siehe Célines Reise ans Ende der Nacht. Gefahr aber droht nicht von solchen schlechten Menschen und ihren literarischen Werken, das sei offen gesagt, denn sie werden immer von ihrem eigenen Werk letztlich überlebt, zumindest dann, wenn es das Werk hergibt. Wirkliche Gefahr allerdings geht aus von den nun überall herumkrähenden Moralisten, die ihre Weltsicht zu normieren und durchzusetzen suchen, indem sie nur noch untereinander kommunizieren, priestergleich ihre Wahrheiten in die Welt setzen, Andersdenkende verteufeln und sich so selbst als die Guten immer schön selbst bespringen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Moralisten die allerneueste Überwachungstechnik für sich entdecken, damit solche Fehler wie die Verleihung eines Preises an einen Falschen gar nicht mehr passieren können. Das einzig Schöne an der Sache ist eigentlich, dass auch die selbsternannten Guten ihre, wie man so passend sagt, Leichen im Keller haben. Peter Handke immerhin stellt die seinen öffentlich zur Schau, das ist nicht schön und stinkt, aber man muss weder hinsehen noch sich in die Windrichtung stellen. Wer es dennoch tut, der wird schon wissen warum.

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