Robert Walsers „Der Räuber“ (2)

„Ich glaube an mich“, das jedenfalls schreibt Robert Walser in Der Räuber, hiezu müsse man selber in der Lage sein. (In: Aus dem Bleistiftgebiet. Bd.3. S.116) Der Glaube Anderer an ihn ist ihm nicht nur nicht wichtig, selbst nicht der seines Protagonisten, des Räubers, sondern er hält es sogar für ganz und gar nicht richtig, an jemanden zu glauben. Zum einen müsse derjenige, an den geglaubt wird, unter Bekämpfung von Schwierigkeiten diesen Glauben rechtfertigen, zum anderen koste Glauben eben absolut nichts. Den Schaden aber hat womöglich der arme Mensch, an den geglaubt werde, denn schon „viele Menschen haben Geliebtwordensein zu schleppen gehabt“, man habe an sie geglaubt, sie geehrt und „in der Stunde der Anfechtung doch hübsch bequem und auf’s Schönste im Stich gelassen, indem man sich dann bis in die Wolken hinauf verwunderte, daß sie sich eines Mangels schuldig kommen ließen, während sie zu Unfaßbarkeiten des Wertes verpflichtet waren.“ (S.118)

Die arme Künstlerseele, zerrissen wie eh und je, denn litte sie nicht ähnlich schwer, würde ihr offene Ablehnung zuteil, ganz zu schweigen von dem Fall, daß allein Gleichgültigkeit herrscht!? Die Frage ist also nur die, mit welcher Haltung der Außenwelt ihr gegenüber die Seele am besten leben kann – denn das Unverstandensein ist ihr ganz und gar sicher. Allein die Künstlerseelenkollegen begreifen einen, so man sich schließlich in diese Kreise zurückzöge, könnte man es nur ertragen, daß ein jeder so ganz offensichtlich an sich glaubt, was die Sache wieder unglaubwürdig werden läßt, denn „wer wirklich glaubt, derart, daß er dabei mit sich kämpfen muß, der spricht nicht mehr davon, der sagt dann kein Wort mehr, sondern er glaubt eben, er leidet und glaubt.“ (S.117) Was soll ich dazu noch sagen?

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