Im Wesen nichts Neues

Im Dashboard dieser meiner Website gibt es eine Ecke rechts oben für den schnellen Entwurf. Ratzfatz soll das gehen, dabei dauert es kaum drei Sekunden länger, einen regulären Beitragsentwurf zu beginnen. In der Schneller-Entwurf-Ecke steht übrigens der Satz: Was beschäftigt dich? Da regt mich ja die Frage schon auf! Heißen muss es doch: Mit was beschäftige ich mich!? Ich! Beschäftigt zu werden lehne ich weitgehend ab, es sei denn es dient der Erlangung angemessener Finanzmittel, die der partiellen Befreiung von eben dieser von außen kommenden Beschäftigungsaufforderung dienen und mir meine eigene Arbeit zu verfertigen ermöglichen. Die Frage selbst ist außerhalb der genannten Ecke natürlich berechtigt, keine Frage, doch mir kommt es eben auf die Wechselwirkung an, ich und die Welt, die Welt und ich, die Welt in mir, ich in der Welt und nicht zuletzt die Welt in der Welt und umgekehrt. Aus all dem folgt folgerichtig, dass auch ich meine Mitmenschen nicht beschäftigen möchte, denn die sollen sich gefälligst aus freien Stücken mit mir, nee, Quatsch, halt!, mit dem von mir zu Papier Gebrachten beschäftigen – oder es lassen. Wer bis hierher las, kann nicht mehr guten Gewissens sagen, er oder sie tue dies, das Lesen des von mir zu Papier Gebrachten nämlich, mitnichten, wer nicht bis hierher las, ist der Frage ohnehin schlechterdings enthoben.

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Wissen Sie, was ich denke? Natürlich nicht, aber ich sage es Ihnen. Ich denke, dass das gesamte irische Volk ganz offensichtlich dauerhaft den Preis dafür zu zahlen hat, dass die irische Literatur alltäglich absurde, komische und tragische Charaktere zu Hauf beherbergt, ganz im Gegensatz zur deutschsprachigen Literatur, in der die letzten wirklich gandenlos komischen, absurden und tragischen Charaktere von E.T.A. Hoffmann und Jean Paul geschaffen wurden, vor zweihundert Jahren! Und wer liest heutzutage noch Jean Paul oder Hoffmann? Im Gegensatz zum gefälligen Goethe muss der Lesende nämlich sich damals wie heute ordentlich durch die Texte ackern, was ja nur gerecht ist angesichts des immensen Aufwandes, den so ein richtiger Schriftsteller zu erbringen hat. Doch was heißt schon gerecht?

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Aber zurück zum irischen Volk, das eben nicht so deutsch-langweilige Literatur, sondern spritzig-witzige Texte quasi sein Eigen nennen darf (von James Joyce über Samuel Beckett, Flann O’Brien oder auch Máirtin Ó Cadhain, um nur einige zu nennen), dafür aber auch für immer in diesen Büchern gleichsam zu existieren hat. Enthebt die Iren natürlich der Pflicht, die Bücher zu lesen. Eine der wenigen deutschsprachigen Beiträge zur nichtzwingendrealistischen Literatur sind Robert Walser, Franz Kafka, Alfred Döblin, na schaumaleinerkuck, da fallen mir ja so ad hoc doch einige ein, vergessen Sie, was ich da oben geschrieben habe, alles Nonsens, wenngleich ich nach wie vor nur sehr selten sehr gute deutschsprachige Literatur ausfindig mache, ja, mein Gott, das mag auch an mir liegen, nehm ichs eben auf meine Kappe, ich bins der keine Ahnung und den Zug der Zeit verpasst hat, aber wottschällz, schreibe ich mir meine Texte eben selbst, denn das isses ja, was der Schriftsteller tut, sich selbst seine Texte (zu) schreiben, anstatt sich von der Literaturindustrie die Lebenszeit stehlen zu lassen. So, das denke ich. Läse überhaupt jemand bis zu diesem Punkt meiner Ausführungen, wäre dieser Jemand sicher schwer beleidigt ob dieser meiner Ausführungen und in den darin enthaltenen Leserbeschimpfungen, was ja immerhin ein Anfang wäre, so ganz am Ende. So long … fellows! 

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