Ilija Trojanow äußerte sich kritisch über die NSA-Überwachung, und jetzt hat er den Salat!

„Dem Schriftsteller Ilija Trojanow wurde die Einreise in die USA verweigert. Weil er sich kritisch über die NSA-Überwachung geäußert hat?“ So stehts im Spiegel, lesen Sie es ruhig nach. Oder lesen Sie, was er selbst dazu schreibt. Ob sich wohl die Bundeskanzlerin dazu äußert? Oder der Bundesinnen- oder der Bundesaußenminister? Oder der Kulturstaatsminister? Letzterer vielleicht, eventuellerweise, wenn er sich traut. Interessant wäre es auch, zu diskutieren, ob nicht die USA schon längst als eine bestimmte Art Diktatur in die politische Weltgeschichte eingetreten ist – das wäre vor allem auch deswegen gut zu wissen, weil ja die us-amerikanischen Entwicklungen zehn Jahre später auch immer bei uns ankommen. Oder sollten wir, Merkel und ihren abgrundtief blöden Wählern sei Dank, es in diesem Punkt ausnahmsweise einmal früher schaffen? Ich entschuldige mich auch gleich mal für die sprachliche Entgleisung bezüglich der abgrundtief blöden Merkel-Wähler – tut mir echt leid, das so hinschreiben zu müssen.

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | 1 Kommentar

Sascha Lobo sagt …

… am Ende seines Artikels Schriftsteller als Netzverächter – Vom Genre der Besserhalbwisserei: „Gäbe es nur diese eine Wahl: Jede denkende, jede fühlende Person wäre lieber rechts mit Botho Strauß als links mit Günter Grass.“ Und da dachte ich doch zwischendurch noch Tl (too long), doch da ich ohnehin nichts Besseres zum Frühstück zu tun habe als essen und teetrinken und lesen, las ich immer, immer weiter, ganz ohne Kenntnis des besprochenen Botho-Strauß-Essays im Spiegel, und siehe da, am Ende teilte Sascha Lobo mit dieser Erkenntnis den Text, auf daß ich durch ihn hindurch in meinen Tag gelangte, der jetzt frisch betreten vor mir liegt. Was aber nun anfangen, denke ich, während hinter mir das Textmeer wieder zusammenschwappt und alle Nachfolgenden ersäuft? Vielleicht erst einmal einen kleinen Artikel in mein Blog schreiben! Warum nicht, schadt ja nix!

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | Hinterlasse einen Kommentar

140.832 Wörter

Falls das jemanden interessiert: ich werd noch verrückt! Und zwar durchaus nicht vor lauter Glück, sondern vor Ungeduld. Kennen Sie das – da arbeiten Sie gut vier Jahre lang intensiv an einem Roman, es werden knapp 500 Seiten, und Sie können den Text irgendwann echt nicht mehr sehen, absolut nicht, er hängt Ihnen zum Hals heraus, jedes Wort, es sind 140.832, und ist es auch noch so beiläufig, hat seine Geschichte, an jedem Satz ist so lange gefeilt worden, bis er nicht ein Häkchen zu viel oder zu wenig hat – und dann heißt es warten, ob der Roman die ersten Schritte, die allerersten, draußen im Leben machen kann, ob er überhaupt auf die Beine kommt. Währenddessen kommen natürlich die Zweifel, oh, nicht meine eigenen, sondern die der Freunde und Nicht-Freunde, denen ich schlecht begegnen kann, weil ich in dieser beschissenen Warteposition bin, weil ich am Pranger stehe und mich nicht rühren darf. Da wird durchaus nicht nur mit Wattebäuschen geworfen. Und dabei bin ich ja jetzt, wie manche meinen, durchaus nicht ohne Arbeit, es ist genug zu tun, hier mal 250 Seiten Unterhaltung schreiben in zwei Monaten, dort liegengebliebene Texte überarbeiten, Bewerbungen schreiben für Stipendien und so weiter. Alles schön und gut, aber am liebsten, am allerliebsten würde ich sofort, wirklich jetzt, mit dem nächsten Romanprojekt beginnen – die Idee wächst bereits seit einer Weile, sie wogt hin und her, manche mögliche Figur wird bei mir vorstellig, einige nur ein Hauch, andere scheinen bereits vollausgebildet, zerplatzen dann aber bei der ersten Berührung. Auch Handlungsstränge schwirren schon herum, und das ist nicht ungefährlich, das sage ich Ihnen. Tja, aber auch hier muß ich mich in Geduld üben, ich weiß, ich darf noch nicht mit einem neuen Projekt beginnen, ohne daß ich eindeutig zu sagen vermöchte, warum. Ist so ein Gefühl, nur so ein Gefühl, und so lange ich das habe, fange ich weder etwas Neues an, noch werde ich verrückt.

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | Hinterlasse einen Kommentar

Sondermüll

Es wird Zeit, sich mal Gedanken zum Sondermüll zu machen. Also nicht zu dem ekligen Zeug selbst, sondern zum Begriff, oder nein, zum Begreifen des Begriffs. Was macht den Müll so sonder? Nun, er ist besonders gefährlich, muß besonders behandelt werden, braucht eine besonders sichere Heimstatt und muß trotzdem oft sehr lange und sehr genau beobachtet werden. Sondermüll hat also viel mit Kunst zu tun. Ende des Gedankenmachens.

Mmh., Norbert W. Schlinkert

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | 2 Kommentare

In Fühlung gehen

Kann man sich eigentlich überall gleich fremd fühlen? Die Antwort ist einfach, denn das kommt ganz und gar auf einen selbst an. Der Ort ist dabei zweitrangig. Außerdem ist es ja durchaus nicht ausgemacht, daß das Sich-fremd-Fühlen allein als negativ empfunden werden muß. Ganz im Gegenteil eigentlich, es macht frei und regt zu Veränderungen an, über die ich immer nachdenke, nur eben nicht immer gleich intensiv. Ich bin nicht der Typ, der Mensch, scheint mir, der sein Leben lang im eigenen, heimatlichen Urschleim im Kreis herumpaddeln kann, so als sei er nichts weiter als der Abschaum seiner selbst. Das Vertraute, wie auch immer, zu verlassen, rückt einen überdies in eine spannende Beobachtungsposition und schärft die Sinne und macht ausgesprochen lebendig – das jedenfalls ist meine Erfahrung. Das Einzige, was nicht geschehen darf ist, sich im eigentlich Vertrauten fremd zu fühlen, denn dann sollte man die Beine in die Hand nehmen und Land gewinnen, bevor man sich selbst verschleimt hat und untergeht. So sieht’s aus.Hinter'm Horizont geht's weiter. Norbert W. Schlinkert

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | 1 Kommentar

„Dein Stück Berlin!“

Werbeschildchen an Häusern, man soll doch eine Eigentumswohnung kaufen! „Dein Stück Berlin!“, das steht da drauf. Es geht nicht mehr darum, einen eigenen Lebensentwurf zu haben, nee, man will sein Stück abhaben, es kaufen, es sicher haben, haben, haben, und sich das Leben damit dann so gut wie möglich designen. Das ist der Zeitgeist! Die Werbung bringt es an den Tag, denn Werbung ist krank, und Krankheiten zeigen was. Das ganze Projekt mit Eigentumswohnung und Mini Cooper wird natürlich letztlich bei jedem einzelnen dieser Designmenschen schiefgehen, klar, Scheidungen, drogensüchtige Kinder, Älterwerden, Insolvenz, Krankheit und was nicht alles sonst wird das schöne Leben kaputtmachen. Also kein Grund zur Sorge, alles wie immer. Interessant ist nur, daß das öffentliche Getriebe und Getreibe so vehement auf das Glück der Menschen ausgerichtet scheint, obwohl für eben dieses Glück den meisten Menschen überhaupt keine Zeit mehr bleibt, weil der Kaufpreis so hoch ist. Ja, hat das denn den Menschen niemand gesagt, daß ein toller Ort und tolles Lebensdesign allein nichts bedeutet, wenn man keine Zeit, keine Muße hat, um zu genießen!? Ständiges Optimieren bei gleichzeitig körperlichem und geistigem Verfall unter Verbrauch nichtrecycelbarer Energie und vor allem nichtrecycelbarer Zeit führt am Ende schließlich zum Tod – das lernt man doch schon in der Schule im Fach Physik. Kann man alles ausrechnen. Aber was kratzt es mich, könnte ich denken, und das tue ich auch. Blöd nur, daß das alles, zumindest in den Prenzlauer Bergen, dazu führt, letztlich das berlintypisch Piefige wieder über die Maßen zu beleben, die Spießer kriegen Oberwasser, ganz so, als würde eine Krankheit die nächste auslösen. Ist wahrscheinlich auch so, das lernt man ja schließlich schon in der Schule im Fach Biologie. Oder war’s Geschichte? Oder Gesellschaftskunde?

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | Hinterlasse einen Kommentar

Trennungsgedankenspiele

Nachts liege ich manchmal lange wach und vollziehe die Trennungen – meine Bücherwand im Blick, die über mich wacht und ich über sie. Schemenhaft erkenne ich all die Werke, die dort stehen, die mir sehr wichtigen und die wichtigen. Hätte ich jedes erworbene Buch behalten, so hätte ich wohl eine zweite solche Bücherwand im Raum. Ob die Bücher spüren, daß ich mich von manchen trennen werde, ohne mit der Wimper zu zucken? Lasse ich dann tagsüber die Blicke schweifen, so weiß ich, daß ich 95 Prozent verschenken, verkaufen oder wegwerfen würde und auch werde, letzteres aber allein deswegen, weil sie mit Notizen vollgeschrieben sind und so keinen Nutzen haben für andere. Aber nicht nur Bücher kommen mir nächtens in den Sinn, auch jede Art anderer Materie, vom Gebrauchsgegenstand bis hin zu den großen Ölgemälden, alles wird geprüft – ich bin eben kein Materialist und auch kein Sammler, wenngleich sich auch bei mir viel Material angesammelt hat über die Jahre. Viele Gebrauchsgegenstände habe ich seit vielen Jahren, einige über dreißig Jahre, denn manches kauft man sich im Leben ja nur einmal, eine Kommode oder einen schönen Kleiderschrank etwa. Also liege ich nachts wach und überlege, wem ich mit was eine Freude machen kann, wenn ich das nächste Mal einen Schnitt mache, wenn es ans Ausmisten geht. Platz schaffen im Leben, sich Luft verschaffen, sich auf den Kern konzentrieren, sich bewegen – das ist es, was Not tut! Alles, was die Bewegung stört, auch jede Art von bewegungsstörender Bewegung, kostet Kraft, denn um vieles im Leben rennt man ständig drumherum wie um das goldene Kalb.Den Blick frei machen, Norbert W. Schlinkert Und sind die Zeiten nicht ohnehin multi, vor allem multifunktional und multilokal, kann man nicht heutigentags ganze Musik- und Textsammlungen in winzigen Geräten und Speichermedien unterbringen? Sicher, man kann, und eben dies schafft Platz für die hundert Bücher, die ich dann doch mitnehmen würde, trennte ich mich tatsächlich eines Tages von dem ganzen mir für meine Arbeit zukünftig wertlosen Rest. – – – Das sind also so Gedankenspiele einer Art, wie ich sie oft im Leben betrieben habe, als Vorbereitung auf Möglichkeiten und Notwendigkeiten, die da kommen werden. So oder so.

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | 2 Kommentare

Schmuseungeheuer

Nichtautor:inn:en machen sich ja keine Vorstellung davon, wie nah verwandt das Schreiben mit den meisten anderen Tätigkeiten ist. Feilen, Fuckeln, Einpassen, Umstellen, Bögenschlagen und so weiter gehört zum Schreiben einfach wesentlich dazu, denn es ist zunächst einmal ein Handwerk. Aus einem Rohstoff, einer Idee, wird mit dreißig Buchstaben und allerlei Visionen eine Geschichte gemacht. Das kann pro Geschichte fünf Minuten dauern oder ein ganzes Leben, je nachdem. Das Lese-Publikum will davon in der Regel aber nichts wissen, es will lesen und sich der Vision des Autors annähern, die eigene Phantasie mit der fremden vermählen, eine Art Hochzeit feiern. Aber, das zur Warnung, der Leser, die Leserin muß sich entscheiden, entweder bleibt es beim strikten Unwissen über die Produktionsbedingungen, oder aber er oder sie taucht tief ein, tief unter die Oberfläche des nur Bewunderns oder Gutfindens und Gernelesens. Im Falle des Eintauchens ist eine Grenze überschritten, sind Enttäuschungen nicht zu vermeiden, die der Blick hinter die Kulissen immer gebiert, denn dort sind der profanen Ungeheuer nicht wenige, die sich nur dann in Schmuseungeheuer verwandeln, wenn so ein Autor Erfolg hat und ein Fernsehteam anrückt, zum Wohle des Lesers, denn dann blüht so mancher Autor kurz mal auf, so als wäre wirklich er gemeint und er nicht nur einer unter vielen.

Vielleicht kommt Kunst nicht von Können, aber von Gunst kommt es jedenfalls sicher nicht. Der Autor weiß das.

Über den Tellerrand gucken

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | Hinterlasse einen Kommentar

Dinge, die die Welt nicht braucht!

Die Zeiten scheinen härter zu werden, denn eben diesen Spruch, „Dinge, die die Welt nicht braucht“, gerne noch mit einem „also“ davor, höre ich in letzter Zeit öfter. Ist dann aber nicht auf die Massentierhaltung bezogen oder auf die Herstellung von Tretminen oder Maschinengewehren, sondern eher auf als unlesbar geltende Romane oder auf anstrengendes, eben überflüssiges Kunstzeugs. Sage ich dann natürlich nichts zu, denn so ein Ertapptwerden ist erstens nicht zumutbar, und zweitens würde mir das natürlich fürchterlich übel genommen werden, ergo ich als harmonieliebender Mensch eben schweige. Dabei mag ich Gold nicht einmal.

(Ohne Worte), Norbert W. Schlinkert

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | Hinterlasse einen Kommentar

Privatsphäre? Einen dicken Strich durch!

PRIVATSPHÄRE wird fortan so geschrieben, liebe Schulkinder! Durchgestrichen! Weil es sie nicht mehr gibt  – deswegen! Das ist für euch natürlich nichts Neues, denn die Eltern und auch andere Erwachsene gucken ja schließlich dauernd, was ihr so macht. Dauuuuernd! Das Gute daran ist aber, daß ihr euch so am besten daran gewöhnen könnt, denn wenn die Eltern irgendwann nicht mehr gucken dürfen, glotzen längst schon die großen Konzerne und der Staat in euer Leben. Warum? Weil sie euch kontrollieren, alles über euch wissen wollen, doch dies nicht etwa, weil das eurer Sicherheit dient, sondern den Konzernen, die euer Bestes wollen, wie auch der Staat nur euer Bestes will, nämlich eure Arbeitskraft und euer Geld. So ist das, und da kommt ihr nur raus, wenn ihr von beidem nichts mehr habt, und das will ja nun wirklich keiner. Also, liebe Kinder, immer schön lernen und viel Spaß in der Zukunft!

(Wie ich schon wieder auf dieses leidige Thema komme? Einfach deswegen, weil ein alter Baum in seiner Weisheit davon gesprochen hat. >>>>>)

Veröffentlicht unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! | 2 Kommentare