„Die Hoffnung stirbt immer am schönsten“ – mein neues Buch ist bereits jetzt als E-Book verfügbar!

Mein im Oktober im Aisthesis Verlag erscheinendes Buch – »Die Hoffnung stirbt immer am schönsten« (herausgegeben von Arnold Maxwill) – ist bereits jetzt als E-BOOK verfügbar!

Klappentext:

Seit über zehn Jahren betreibt Norbert W. Schlinkert sein Blog »Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen!«. Schonungslose Einblicke in den Schreiballtag zeichnen sein Journal aus: sowohl das Hadern mit seit Jahren in Arbeit befindlichen Romanen als auch Reflexionen zu einer Tätigkeit, die nur sporadisch mit Anerkennung honoriert wird. Kritische Urteile über den Literaturbetrieb bleiben nicht aus.

Ein Dilemma, das Schlinkert in seinen beiläufigen Beobachtungen zudem spöttisch verfolgt, ist die vollständige Gentrifizierung seines Bezirks. Die ökonomischen Verwerfungen und sozialen Frakturen zeigen sich auf dem Bürgersteig. Der Schriftsteller seziert diese Entwicklung in dichter Prosa; sie bildet das Gegenstück zu seinen poetologischen Überlegungen, den Nöten, Lüsten und Freiheiten als »Schriftler«.

Eine Leseprobe finden Sie hier >>>

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Eine kurze Notiz zum Lesezeichen

Während dem modernen Exlibris anderthalb Jahrhunderte eine gewisse Aufmerksamkeit gezollt wurde und es druckgrafisch schöne Exemplare zu bewundern galt und gilt, ist das Lesezeichen mehr oder weniger etwas für Kindergartenbasteltage. Manch Antiquariat nutzt es zudem zur Werbung in eigener Sache, während Verlage in ihre teuren, gebundenen Bücher oftmals ein farblich passendes Lesebändchen als Lesezeichen implantieren. Taschenbücher hingegen haben nie ein Lesebändchen. Letzteren Umstandes wegen stellte ich in meiner Jugend, mehr oder weniger aufwendig, für jedes Buch ein eigenes Lesezeichen her. Durchblättere ich nun also alte Taschenbücher, finde ich nicht selten solch ein Stück Papier oder Pappe. Auf allen, das fällt am meisten auf, ist immer verzeichnet, wie viele Seiten das Buch hat, respektive auf welcher Seite das Buch endet. Das war mir immer wichtig, damit die Leseportionen abschätzbar blieben und ich nicht etwa aus Versehen zwei Seiten vor der letzten Seite den Lesetag abschloss. Die meisten der nun nach und nach wiedergefundenen Lesezeichen zerknülle ich allerdings umstandslos und werfe sie, mitunter mitsamt dem Buch, weg. Als seien mir die Lesezeichen peinlich, so will mir scheinen und so ist es wohl auch. Einige wenige, oft schon alte Lesezeichen aber sind nicht für nur ein einziges Buch hergestellt, sondern universal einsetzbar. Diese liegen und stehen im Bücherregal herum, wenn sie nicht grade in einem Buch stecken. Mein liebstes dieser Lesezeichen ist übrigens, aber das nur am Rande und gleichsam fürs Protokoll, dieses hier:

Norbert W. Schlinkert. Lesezeichen

Wie es entstand, warum da einer mit Bart und Sonnenbrille grüßend den Hut lüftet, weiß ich nicht mehr genau, mich dünkt allerdings, ich kritzelte es während langweiliger Uni-Seminare, in denen ich ja tatsächlich meine besten Zeichnungen verfertigte. Und käme ich wieder auf mein altes Laster zurück, die Ölmalerei, so würde ich womöglich solch ein altes Lesezeichen als Skizze für ein Gemälde benutzen, 4,2 x 2,4 Meter groß, wenn schon – denn schon, und das sähe dann so aus:

Norbert W. Schlinkert. Lesezeichen (Ausschnitt)

Aber auch das nur am Rande und nicht einmal fürs Protokoll. In diesem Sinne …

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Licht, aufgehend oder: Kurze Kritik der Welt, in der wir leben I

Norbert W. Schlinkert. Licht, aufgehend.

Lebte ich auf dem Lande, ich würde mich wieder der Ölmalerei widmen wollen. Schreiben, in seiner wilden und atemlosen Weise, ist eine Angelegenheit, die in der Stadt ihren Takt findet. Was heißt es, auf dem Lande zu leben, so frage ich mich als jemand, der in der Stadt und nicht auf dem Lande lebt. Die erste Antwort, die mir atemlos einfällt, ist die, nicht mal eben etwas tun, erledigen zu können. Auf dem Lande. Auch harren die Dinge um mich herum meiner, bis ich mich ihnen widmen kann. In der Stadt zu leben, trotzdem aber nicht mal eben etwas erledigen zu können, in einer Zwischenwelt zu sein, ist unbefriedigend. Die Nachteile überwiegen, die Vorteile sind selten greifbar oder sogar nur theoretischer Natur. Der Vorort und die Doppelreihenhaushälftensiedlung ist Vorhölle in Sichtweite zum Besseren. Mag dort gerne leben wer will, weder schreiben noch malen würde ich dort können, weil das Malen und das Schreiben keinen Zweck erfüllt, die Vorortreihenhaushälftensiedlung aber durchaus. Gönnte man den Menschen grundsätzlich ein gelingendes Leben, so bestünde kein Vorort aus Rastern und Stichstraßen, sondern hätte die Struktur eines Runddorfes. So wäre dort auch Malen, Schreiben und was auch immer an Zwecklosem möglich. Das will niemand.

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Monstranzen und wie der Vogel sein Lied singt

Seit gut zwei Jahren sitze ich an einem Text, der gedruckt am Ende nur ein Büchlein von etwa 70 Seiten ergeben wird. Noch eine letzte, intensive Durchsicht, dann geht der Text raus mit der Frage, ob er (in genau diesem einen Verlag) machbar ist. Ich bin gespannt und nervös. Verraten will ich noch so gut wie nichts, nur eine kleine Textstelle, die sich ums Schreiben dreht, soll einen Einblick geben, der allerdings einerseits auf die falsche Fährte führt, denn der Text hat überwiegend erzählenden Charakter, andererseits aber wiederum genau beschreibt, wie ich arbeite, falls das überhaupt jemanden interessieren sollte.

Hier die Textstelle:

Ich schreibe ein Buch. Da bin nicht der Erste und nicht der Letzte. Es gibt natürlich Regeln, darauf ist zu achten, doch die sind denkbar einfach, ganz gleich welche Monstranz der ein oder andere Schriftsteller vor sich her tragen mag. Ein Sören Kierkegaard etwa schreibt in seinem mit Vigilius Haufniensis gezeichneten Vorwort zu Der Begriff Angst von 1844, nach seinen Begriffen tue derjenige, der ein Buch schreiben wolle, gut daran, in beachtlichem Ausmaß über die Sache nachzudenken, über die er zu schreiben vorhabe. Auch solle er lesen, was zuvor dazu geschrieben worden ist. Daraufhin könne er dann unbekümmert sein Buch schreiben, so wie der Vogel sein Lied singt. So weit, so richtig, wenn auch ich in kleistscher Weise eher dazu tendiere, einen Teil des Notwendigen gleichzeitig ablaufen zu lassen und zudem auch in längst Geschriebenes nach Jahren nochmals einzugreifen, etwa einer zuvor nicht gewussten, dann aber dennoch ausgeführten Idee wegen, die rückwärts verfolgt einige Korrekturen in der Tiefe des Textes verlangt.

Und das hier soll auch noch drin sein im Büchlein:

Norbert W. Schlinkert. riverrun. 7/93.

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Achtung: Tiefflieger unter uns!

Die alte Frage, ob man den Schriftstellerberuf ergreift oder von ihm ergriffen wird, bleibt unbeantwortet. Sicher ist, dass dieser Beruf seine Schattenseiten hat, und dies wahrscheinlich umso mehr, je gewissenhafter und qualitätsbewusster ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin arbeitet. Sicher, man kann ein fleißiges Lieschen sein und, wie Juli Zeh, Roman um Roman auf überschaubarem Niveau, gelernt am Deutschen Literaturinstituit in Leipzig, veröffentlichen, um gut oder sogar bestens zu verdienen. Die Anzahl schlechter Autoren und schlechter Leser und deren zahlenmäßiges Verhältnis zueinander ist in Deutschland ganz sicher schon immer ein adäquates gewesen, und so wird es auch bleiben. Auch im Bereich der nichtbelletristischen Literatur werden geistige Tiefflieger wie etwa Richard David Precht immer gutes – bzw. schlechtes – Geld verdienen, dafür sorgen dann schon die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten mit ihren Pseudo-Kulturbeiträgen und natürlich auch die großen Buchhandelsketten sowie die omnipräsente Spiegel-Bestsellerliste. Wenn dann auch noch Tiefflieger und Tieffliegerinnen ohne jeden Einblick in die Thematik in offenen Briefen an Bundeskanzler Olaf Scholz einen Waffenstillstand in der Ukraine fordern, die Ukraine also als Verhandlungsmasse für Verhandlungen des Westens mit Russland benutzen, dürfte klar sein, wes Geistes Kinderchen manch selbsternannte Intellektuelle sind und was sie bereit sind zu tun, ihren Wohlstand und, wie sie meinen, ihre Wohlanständigkeit zu schützen. Man schämt sich geradezu fremd, selbst wenn man keinerlei Wert legt auf nationale Zugehörigkeiten. Gut, bis hierher – meine Pause ist vorbei, so dass ich mich wieder an meine Arbeit mache, nämlich dem Schreiben guter Bücher.

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Was der neugegründete PEN Berlin machen kann, sollte, müsste … Eine Programmschrift

PEN Berlin. Der neugegründete PEN Berlin nimmt seine Arbeit auf. Wie aber wird diese sich gestalten lassen? Bleibt es ausschließlich bei der Kernaufgabe, der Hilfe für verfolgte Schriftsteller und Schriftstellerinnen? Oder ist noch ein Tick mehr drin?

Am 10. Juni 2022 gründete sich der PEN Berlin im Literaturhaus Fasanenstraße. Wer, wie ich, dabei war und somit Gründungsmitglied ist, fragt sich seitdem, was der PEN Berlin konkret zu tun berufen ist. Zuallererst kümmert sich ein PEN gemäß der Charta des Internationalen PEN um die freie Meinungsäußerung und den Schutz derselben im eigenen Land sowie weltweit. Das beinhaltet das Verfassen von literarischen und auch journalistischen Texten und von Resolutionen, aber auch (und besonders) die konkrete Hilfe für Schriftsteller und Schriftstellerinnen, denen im eigenen Land Zensur, Verfolgung, Haft, Folter und Tod droht. Auf der Gründungsversammlung am 10. Juni warb Deniz Yücel somit abschließend noch einmal eindringlich darum, sich an dieser konkreten Hilfe zu beteiligen. Es sei aber auch völlig in Ordnung, wenn man das nicht wolle oder könne. Nun ist es in vielen Vereinen sicher so, dass sich ein mehr oder weniger großer Teil der Mitglieder nicht aktiv beteiligt und nur die Mitgliedsbeiträge zahlt. So läuft es wohl auch, nach allem was ich höre, im PEN-Zentrum Deutschland, dem „alten“ PEN. Wie nun wird es im neuen PEN sein, dem PEN Berlin? Der Schriftsteller Bernhard Schlink schrieb in einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. 06. ’22 ganz zurecht, Schriftsteller seien Individualisten, die in Einsamkeit sehen und denken und schreiben und Freiheit bräuchten. „Aber“, so Schlink weiter, „wir sind keine Politikmenschen, sonst wären wir in die Politik gegangen, und keine Organisationsmenschen, sonst hätten wir unser Tätigkeits- und Wirkungsfeld in Organisationen gefunden. Gelegentlich empören wir uns politisch und engagieren uns politisch, und gelegentlich tun wird das gemeinsam – die Charta des internationalen PEN bietet die Grundlage.“ Im Großen und Ganzen plädiert Schlink für eine baldige Wiedervereinigung der beiden deutschen PEN. Ob es je dazu kommen wird, steht in den Sternen, aber es dürfte klar sein, dass es der guten Sache dient, wenn jetzt beide Vereine im Sinne der Charta funktionieren und ihrem Anspruch gerecht werden. Wie aber, und das scheint mir bei aller Gründungseuphorie eine sehr wichtige Frage zu sein, bekommt man es hin, dass der PEN Berlin mit seinen jetzt schon 370 Mitgliedern als großes Ganzes, sprich: als Verein wirklich funktioniert. Wie erscheinen wir in der Öffentlichkeit? Werden wir wohlwollend auf- bzw. angenommen? Die Kommentare zu den Zeitungsartikeln zum Thema PEN Berlin sprechen da Bände, nicht selten ist von einer Selbstüberschätzung der Schriftstellerkaste die Rede, viele Kommentare sind offen polemisch und gehässig, die meisten trauen dem PEN keine besondere Rolle zu. Nun hat die Intellektuellenfeindlichkeit in Deutschland eine sehr lange Geschichte und man sollte sich davon nicht ins Bockshorn jagen lassen. Vielmehr wäre es angemessen, die wirkliche Verfasstheit des PEN Berlin in der Öffentlichkeit selbst darzustellen, statt sich mit nicht selten polemischen und vorverurteilenden Zeitungsartikeln zufriedenzugeben, die dann eben besagte Kommentare und Meinungen befördern. Jeder, der die Presse zur Gründung des PEN Berlin verfolgt hat, weiß wovon ich rede. Meiner Ansicht nach ist das in der Öffentlichkeit entstandene PEN-Berlin-Bild, ausgehend vom Gotha-Desaster des „alten“ PEN, jetzt bereits negativ konnotiert, und da werden auch erfolgreiche Hilfsaktionen nicht viel ändern können. Man sieht uns, wenn man überhaupt ein Auge auf uns wirft, als eine abgehobene Truppe, die aus dem Elfenbeinturm heraus agiert. Die Presse wird sich, in guter alter Journalistenmanier, auf Deniz Yücel und vielleicht auch auf Eva Menasse einschießen und die weniger prominenten Mitglieder nicht weiter beachten. Was hilft es dann, im PEN Berlin eine flache Hierarchie zu haben, wenn im Öffentlichen nur eine Art ZK im Elfenbeinturm gesehen wird? Andreas Platthaus, FAZ-Redakteur für Literatur und literarisches Leben, zeigt in seinem Kommentar vom 10. 06. ’22 bereits die Marschrichtung auf: „PEN Berlin, das macht die Gründungsversammlung klar, ist vor allem PEN Yücel.“ Was also tun? Können wir als Mitglieder des PEN Berlin unabhängig von Funk, Fernsehen und Presse ein freies Wort wagen, das unvermittelt bei der interessierten Öffentlichkeit ankommt? Oder müssen wir uns der „Zensur des Marktes“ unterwerfen und darauf hoffen, gelegentlich, vermittelt über prominente Mitglieder, positiv in der Öffentlichkeit aufzutauchen und dadurch verfolgten Schriftstellern und Schriftstellerinnen besser helfen zu können? Oder sollten wir, als Fachleute des Schreibens und des Büchermachens, dies alles nicht besser selbst in die Hand nehmen, um direkt an die Öffentlichkeit heranzutreten? Müsste man nicht der Freiheit des Wortes (auch hier in Deutschland) konkret und in der Tat dienen, indem man sich die Freiheit nimmt, statt sie als gegeben selbstverständlich hin- und anzunehmen? Kurz: Könnte, sollte, müsste der PEN Berlin nicht auch durch Schriften seiner Mitglieder an die Öffentlichkeit treten? Könnte, sollte, müsste man nicht zu wichtigen politisch-kulturellen Themen (Heimat, Fremde, Muttersprache/Vaterland, …) kurze Beiträge der Mitglieder als ein Jahrbuch herausgeben, damit die Wirkung des PEN Berlin über die konkrete Nothilfe hinaus eine nachhaltigere ist? Damit die Menschen buchstäblich etwas in den Händen halten, ein in den Buchhandlungen tatsächlich vorhandenes Buch, das eben nicht so aussieht, als sei es aus dem Elfenbeinturm gefallen! Wie aber sähe so etwas konkret aus in einer Vereinigung, in der einige wenige mit ihren Büchern Millionenauflagen erzielen und andere sich mit Neben- und Brotjobs knapp über Wasser halten? Kommt man da überhaupt zusammen? Allen gemeinsam ist sicher, wenig Zeit übrig zu haben, aus welchen konkreten Gründen auch immer. Trotzdem: Ein Vereinsleben entsteht nicht allein über eine Jahreshauptversammlung oder über die Arbeit des Vorstandes (des Boards) und die Entlastung desselben, es entsteht über Beteiligung am Machbaren, über sinnreiches Tun in der Welt da draußen, in der wir alle ja ganz bodenständig leben, anderslautenden Ansichten zum Trotz.

In diesem Sinne …

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Der Beitrag erschien zuerst im Community-Teil von der freitag am 29.06.2022

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Biertrinken statt Bachmannpreisgucken

Literarische Texte sollten gelesen werden, statt gegeneinander ins Feld zu ziehen. Nichts gegen Veranstaltungen, in denen sich geneigte Bürger und Bürgerinnen von anderen Erwachsenen etwas vorlesen lassen. Der strikte Wettbewerbscharakter des Bachmannpreises jedoch schadet der Literatur als solcher ganz offensichtlich, denn die Preisgelder geben dem ganzen Prozedere eine dezidiert kommerzielle Note, und dies in Zeiten der Durchkommerzialisierung des gesamten öffentlichen, privaten und intimen Raumes. Anstatt all das woher auch immer stammende Geld gleichmäßig an alle Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu verteilen und die Gewinner überdies mit einem schönen Pokal auszustatten, tut man so, als könne man den einen Text gleichsam verbindlich über den anderen stellen. Überdies ist leider zu konstatieren, dass diejenigen, die beim Bachmannpreiswettbewerb leer ausgehen, als Verlierer abgestempelt sind und oft jahrelang unter den Folgen dieser öffentlichen Demütigung zu leiden haben. So ist es kein Wunder, dass die Tage des Bachmannpreiswettbewerbs für mich die einzige Zeit des Jahres sind, in der ich mich nicht mit Literatur beschäftige, sondern auch mal mit anderen schönen Dingen. Das dazu.

Norbert W. Schlinkert. Biertrinken statt Bachmannpreisgucken.

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Neugründung: PEN Berlin. Die Presseerklärung vom heutigen Tag.

Jetzt ist es raus! Ein PEN wird gegründet, PEN BERLIN, und es sei der Hoffnung kundgetan, dass dies eben nicht als eine „Kampfansage ans PEN-Zentrum Deutschland“ angesehen wird, wie heute in der FAZ und auch der Berliner Zeitung zu lesen ist, wobei sich die FAZ noch recht sachlich äußert und die Berliner Zeitung auf Bildzeitungsniveau agiert. Nicht sehr verwunderlich, denn Tageszeitungen leben nunmal von Händel, Streit und Dualismus, ganz gleich auf welchem Niveau dies stattfindet. Ein PEN jedoch hat ernste Dinge zu tun, muss verfolgten Schriftstellern und Schriftstellerinnen so gut wie irgend möglich helfen, muss aber auch intern das freie Wort pflegen und kulturell vielfältig sein, ohne sich unterschiedlicher Ansichten wegen selbst zu zerlegen – hört sich selbstverständlich an und sollte es auch sein. In diesem Sinne …

Pressemitteilung PEN Berlin

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Der PEN, ein Phönix aus der Bratwurstasche?

In den PEN, das PEN Zentrum Deutschland, kann man als Autor, als Autorin nicht einfach eintreten, weil es nämlich verpönt ist, sich selbst zu bewerben. Mag altbacken und elitär klingen, ist aber so. Bürgen braucht’s, mindestens zwei. Wer die hat und dieses Jahr guten Mutes war, aufgenommen zu werden, sieht sich nun allerdings konfrontiert mit der Botschaft, dass alle für das Jahr 2022 angedachten Zuwahlen auf die nächste ordentliche (sic) Mitgliederversammlung im Jahr 2023 verlegt worden sind. Wegen der tumultartigen Vorkommnisse um den Abwahlantrag gegen den PEN-Präsidenten Deniz Yücsel auf der diesjährigen Jahrestagung in Gotha. So hat es die Mitgliederversammlung beschlossen, wie ich aus sicheren Quellen erfahren habe. Da hatte man für nix anderes mehr Zeit und Kraft. Auf der Website des PEN, die übrigens im Stile der 80er-Jahre daherkommt, eine echte Sehenswürdigkeit, findet sich allerdings nichts dazu. Einige Mitglieder, die als Bürgen Schriftsteller und Schriftstellerinnen für die Zuwahl vorgeschlagen haben, werden aber zwischenzeitlich womöglich aus dem PEN austreten, manch Vorgeschlagener, manch Vorgeschlagene dürfte es sich überlegen, in den PEN angesichts der Zustände überhaupt eintreten zu wollen, so etwa Sascha Lobo, dem der bratwurstige Umgang mit dem (ehemaligen) PEN-Präsidenten Deniz Yücsel nicht gefallen wollte. In der Tat stellt man sich die Umgangsformen in einer Schriftstellervereinigung nicht dergestalt vor, dass im Vorfeld ohne jede Diskussion, die auf der Jahrestagung ja möglich gewesen wäre, einfach mal ein Abwahlantrag gegen den Präsidenten in den öffentlichen Raum geknallt wird, mal ganz abgesehen von den lautstarken Unmutsbekundungen gegen Yücsel, als dieser die Tagung zunächst einmal eröffnen wollte. In einem Fußballstadion bringt so etwas ordentlich Stimmung in die Bude, und so auch im PEN, der daraufhin im Spiel gegen sich selbst ausschließlich Eigentore fabrizierte und am Ende 75:73 gegen sich selbst verlor bzw. gewann, worauf Yüksel schließlich zurücktrat und nicht mehr Präsident der Bratwurstbude sein wollte. Abgesehen von solch schiefen Vergleichen und Dramen bleibt aber natürlich die Frage, ob solch Zustände in Zukunft verhindert werden können durch eine gesittete Gesprächskultur und erwachsene Umgangsformen, eine Frage, die direkt zu der wichtigsten Fragestellung führt, ob der PEN seiner selbstgestellten Aufgabe gerecht werden kann, sich nämlich für den Schutz und die Freiheit der Kultur und die freie Meinungsäußerung einzusetzen, sowohl national und international als auch, so möchte man hinzufügen, intern. Meine Bürgen jedenfalls sind nicht aus dem PEN ausgetreten und ich selbst bin der Ansicht, jetzt einfach mal hoffnungsfroh abzuwarten, wie sich das Übergangs- bzw. Interimspräsidium um Maxi Obexer und Josef Haslinger so schlägt, welchen Ton, welchen Sound sie herzustellen vermögen und ob am Ende des Übergangs Handlungsmöglichkeiten stehen, die dem Kampf um die gute Sache zu dienen vermögen – der Freiheit der Rede!

*Dieser Artikel erschien zuerst am 27.05.2022 im Community-Bereich des freitag

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Lob der Tüte (Gedicht)

Lob der Tüte

Nun soll sie,

die Dichte und die Gute,

Auslaufmodell sein

und war doch immer

und ein Leben lang

treue Begleiterin,

Schützerin der Fahrradsättel,

Trägerin des üppigsten Einkaufs,

oft leise und zärtlich knisternd,

unverwüstlich im Guten

wie auch im Schlechten,

wendbar, abwaschbar,

ganz & gar unverzichtbar,

ja doch, meine Güte:

unser aller Plastiktüte.

 

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